Mit der Ankündigung, die Kitas in Baden-Württemberg schrittweise ab dem 18.05.20 zu öffnen, hat Landesministerin Susanne Eisenmann (CDU) viele Hoffnungen geweckt – doch die Umsetzung birgt manche Enttäuschung. Bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden im Main-Tauber-Kreis erklärte die Bundestagsabgeordnete Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen): „Wir müssen Kinder und Familien bestmöglich in der Corona-Krise unterstützen. Gleichzeitig bietet sich uns jetzt die einmalige Gelegenheit, die Weichen für eine kinder- und familienfreundlichere Zukunft zu stellen.“
Dekan Gerhard Hauk, Leonore Herschlein (Leiterin der Kita St. Marien, Lauda), Thomas König (stellv. Leiter der kath. Verrechnungsstelle, die 38 Kitas im Kreis verwaltet) und Alois Schwab (Leiter der Verrechnungsstelle) erläuterten bei dem Treffen, dass die Anforderungen bereits vor Corona aufgrund zunehmender Bürokratisierung und Fachkräftemangel enorm
hoch waren. Mit Corona würden diese wie unter einem Brennglas eine Neubewertung erfahren.
„Es ist nach wie vor sehr wichtig, Kita nicht nur als Betreuung, sondern vor allem als frühkindliche Bildung zu verstehen“, sagte Herschlein. „Corona zeigt, dass Kinder im Alltag andere Kinder brauchen – bereits hier fange das Kindeswohl an.“
Die Ankündigung, die Betreuung auf bis zu 50 Prozent zu erweitern, erfolgte nach Einschätzung Schneidewind-Hartnagels sehr kurzfristig und ohne organisatorischen Vorlauf. Deshalb fehle ein einheitliches Konzept. Da außerdem die Personalstruktur an jedem Ort anders sei, obliege es den einzelnen Kitas, wie sie das erweiterte Betreuungsangebot individuell gestalteten. „Das erfordert höchste Selbst-Managementqualitäten und ist mit großer Verantwortung verbunden, wie viel Abstand bei der Betreuung von Kindern unter den gebotenen Hygienestandards möglich und nötig sind.
Hier braucht es ein sensibles Gespür“, erklärte die Bundestagsabgeordnete.
Schwab erläuterte, dass viele finanzielle Fragen wie bspw. die Lohnfortzahlung bei ErzieherInnen, die zur Risikogruppe gehörten und deshalb nicht präsenzpflichtig arbeiten könnten, eine noch nicht gekannte Situation für die Personalausstattung schaffe. Ebenso sei die Übernahme der Elternbeiträge noch nicht mit allen Kommunen abschließend geklärt, obwohl das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Hilfspaket für Familien die Übernahme dieser Beiträge vorsieht.
Dekan Hauk betonte, es handle sich bei der Kinderbetreuung um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das Engagement der Kirchen im Kindergartenbereich bezeichnete er als „Dienst der Kirchen an der Gesellschaft“.
Die GesprächspartnerInnen waren sich einig, dass jetzt besonders wichtig sein wird, die Bedeutung des Berufsbildes ErzieherIn wie bei den Pflegeberufen nachhaltig im Bewusstsein der Gesellschaft zu stärken und einen Blick auf die Zeit nach Corona zu werfen. Bund und Länder müssten vielfältig gute Rahmenbedingungen und Standards für alle Beteiligten schaffen und somit den Beruf der Erzieherin attraktiv machen.
Schneidewind-Hartnagel betonte, „Wir sind die Verantwortlichen für die Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Jetzt anzusetzen und die Weichen weitsichtig auch für die Zeit nach Corona zu stellen ist unsere Aufgabe.“ Daher wolle sie sowohl Anregungen als Kritik mit ins politische Berlin nehmen, wo sie sich für die Belange von Familien und Kindern einsetzt.

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