v.l.: Nina Warken (CDU), Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Grüne), Dr. Christina Baum (AfD), Carina Schmidt (FDP) & Dr. Dorothee Schlegel (SPD)

Von Frauen, für Frauen, mit Frauen – Podium bei den Main-Franken Landfrauen

Mit fünf Kandidatinnen aus dem Bundestagswahlkreis Odenwald-Tauber besetzte Podiums-Diskussion in Markelsheim

Die Landfrauen im Main-Tauber-Kreis boten mit ihrer Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl 2017 in Markelsheim ein neues Format. Im größten Flächen-Wahlkreis Baden-Württembergs war es möglich, ein Podium mit fünf Bundestagskandidatinnen zu besetzten. Einzig die Moderation wurde mit Klaus Mende, Journalist bei den Fränkischen Nachrichten, männlich besetzt. Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Grüne), Dorothee Schlegel (SPD), Nina Warken (CDU), Christina Baum (AfD) und Carina Schmidt (FDP), stellten sich den Fragen des Moderators und des überwiegend weiblichen Publikums.

Bereits in der Vorstellungsrunde wurde klar, dass im nächsten Bundestag noch weniger Frauen vertreten sein werden. Das ließe sich schon jetzt an den Landeslisten der Parteien und der Anzahl der Direktkandidatinnen ablesen, wie Charlotte Schneidewind-Hartnagel als ehemalige Frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Stuttgarter Landtag sagte. So sei die Landesliste der Grünen zwar genau hälftig mit Frauen und Männern besetzt, aber von 38 Wahlkreisen in Baden-Württemberg würden bei der CDU lediglich 3 von Frauen vertreten und bei FDP und AfD sehe es auch nicht anders aus. Auf die Frage, welche Veränderungen es im Sinne der Frauen umzusetzen gäbe, war sich die Mehrzahl der Politikerinnen darüber einig, dass sich vor allem das Rollenverständnis in den Köpfen der Menschen verändern müsse. Der Bogen der Themen spannte sich von der Frauenquote über die Entgeltgleichheit bis hin zur weiblichen Altersarmut.

Eine lückenlose Erwerbsbiografie mit leistungsgerechter Entlohnung ist der Weg, um für das Alter vorzusorgen. Für Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien durch Erziehungs- und Pflegezeiten jedoch kaum möglich. Schnell wurden die unterschiedlichen politischen Auffassungen anhand der Antworten deutlich. Die Kandidatin der SPD, Dorothee Schlegel sieht dabei ihre Aufgabe darin, den Männern Mut zur Familienarbeit zu machen, um damit den Frauen das Arbeiten zu ermöglichen. Für Carina Schmidt von der FDP wären flexiblere Arbeitsbedingungen das Mittel. Lediglich die Kandidatin der AfD plädierte für das althergebrachte Familienbild. Frau Baum begründete dies mit der für sie natürlichen Neigung der Frauen zur Familienpflege. Schneidewind-Hartnagel zitierte das Grundgesetz, nachdem Mann und Frau gleichberechtigt sind. Dennoch sei es so, dass es deutlich weniger Frauen in Führungspositionen, Entscheidungsgremien und politischen Ämtern gäbe. Bei einem Frauenanteil in der Bevölkerung von über 50 Prozent müsste das für Schneidewind-Hartnagel anders aussehen: „Geeignete und gut ausgebildete Frauen gibt es genug.“ Für sie ist die Frauen-Quote der sichere und schnellere Weg zur Gleichstellung.

Ähnlich positionierte sich auch Ursel Popp vom Arbeitskreis „Frau, Familie und Gesellschaft“ der Landfrauen in Baden-Württemberg. Sie bemängelte die Lohnlücke, die Schere zwischen Frauen und Männern sei enorm. Zudem spitze sich die ungleiche Bezahlung spätestens bei der Rentenzahlung zu, wenn auch noch Erwerbsunterbrechungen wegen Kindererziehung oder Familienpflege dazu kämen. Typische Frauenberufe, wie in der Pflege oder im Einzelhandel, seien schlicht unterbezahlt.

Für Schneidewind-Hartnagel wäre hier ein Entgeltgleichheitsgesetz der erste Schritt, um ungleiche Bezahlung in Unternehmen überhaupt erst einmal festzustellen und dann dagegen vorgehen zu können. Bislang gälte dies nur für Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiter. Der Großteil der Frauen arbeite allerdings in kleinen und mittleren Betrieben. Das Gesetz erlaube den Entgelt-Vergleich mit den Kollegen. Ungleichbezahlung ließe sich damit erkennen. Ein im Gesetz enthaltenes Verbandsklagerecht ermögliche es Verbänden bei struktureller Benachteiligung klagen zu können, damit Frauen nicht auf einen schwierigen individuellen Klageweg angewiesen wären.

Um weiblicher Altersarmut entgegenzuwirken, setzt die Grünen-Politikerin auf eigenständige Rentenansprüche. „Frauen arbeiten genauso viel wie Männer – mindestens. Wer aber Kinder erzieht, Angehörige pflegt oder in typischen Frauenberufen und Teilzeit tätig war, erwirbt nur geringe Rentenansprüche. So beträgt die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern 53 Prozent.“ Deshalb möchte Schneidewind-Hartnagel eine steuerfinanzierte Garantierente einführen, von der besonders Frauen profitieren würden. Unisono wurde deutlich, dass es noch viel politischen Gestaltungswillen braucht, um angemessen auf die veränderten Lebensverläufe von Frauen zu reagieren und ein gerechtes Miteinander zu gestalten, so das Schlusswort der Vorsitzenden der Landfrauen, Margret Beck, nach einer lebhaften Diskussion.

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